24 Jan 13.1.2014 – Bangkok Shutdown
UND WIR MITTENDRIN
Nach mehr als 5 Monaten sind wir nun wieder in Thailand angekommen. Alles hier kommt uns sooo sauber und wohl organisiert vor. Der Strassenverkehr ist gewoehnungsbeduerftig: keiner hupt, es wird ruecksicht aufeinander genommen und es gibt keine Kuehe-unbeleuchtete Laster-Opas-Hunde oder Kamele auf der Strasse. Naja zwei Kamele vielleicht doch….Uns wurden 500 Baht (ca 11 Euro) abgeknoepft, weil wir ohne Helm gefahren sind.
In Indien hatten wir schon von den innerpolitischen Schwierigkeiten in Thailand gehoert. Das Land schwankt zwischen Buergerkrieg, Militaerputsch und Demokratie. Die Gemengelage ist allerdings schwer zu durchschauen und uns faellt es schwer Position zu beziehen. Wir wissen natuerlich, das es sich schon aus Selbstschutz verbietet, hier als Farang oeffentlich eine Meinung zu vertreten. Aber auch sonst wissen wir nicht wer hier im Recht ist. Es gibt die Gelbhemden. Eine Bewegung die heterogener nicht sein koennte, Kuenstler, Linke, Akademiker, Reiche, konservative Royalisten stehen hier zusammen. Sie kommen mehrheitlich aus dem urbanen Thailand. Bangkok ist ihre Hochburg. Sie wenden sich gegen den Clan des frueheren Ministerpraesidenten Thaksin Shinawatra. Dieser war nach einem Militaerputsch 2006 ins Ausland geflohen. In Abwesenheit wurde er zu zwei Jahren Haft verurteilt. Ihm wurde Korruption, Amtsmissbrauch und Streben nach Alleinherrschaft vorgeworfen. Sein Politikstil wird als popolistisch und klientelorientiert wahr genommen. Vor allem die arme Landbevoelkerung profitierte von den mehr als grosszuegigen Subventionen, die aber auf der anderen Seite Thailand an den Rand des Bankrotts gebracht haben.
Die aktuelle Ministerpraesidentin ist Yingluck Shinawarta, die Schwester Thaksins. Sie wurde 2011 demokratisch gewaehlt. Nachdem sie ein Amnestiegesetz durchbringen wollte ,das es ihrem Bruder ermoeglicht haette,straffrei nach Thailand zurueckzukommen, eskalierten die Proteste der Gelbhemden erneut. Ihre Forderung ist der Ruecktritt der Regierung, die nach ihrem empfinden von Thaksin aus Dubai ferngesteuert wird. Neuwahlen lehnen sie ab, da sie befuerchten, das die Regierung wiedergewahlt wird.
Die Rothemden hatten sich als Reaktion auf den Putsch von 2006 gegruendet. Sie bezeichnen sich selbst als Nationale Demokratische Allianz gegen Diktatur . Sie sehen sich als Vertreter der Demokratie. Die meisten der Bewegung stammen aus den Provinzen Thailands. Ihre klare Vorderung ist RESPECT MY VOTE. Sie stehen der Regierung nah.
Das Militaer bildet eine weitere politische Kraft.Treu dem Koenig ergeben und sehr geachtet in Thailand. Das thailaendische Militaer hat grossen Einfluss auf die Politik im Land. Es betreibt mehere Radio und Fernsehanstalten sowie Banken und Flughaefen. Mehrfach haben die Millitaers in Thailand schon geputscht. „Wenn die Situation auf ein unhaltbares Niveau eskaliert, hat das Militär keine andere Wahl als eine Lösung herbeizuführen“
Wir sind direkt am ersten Tag in Bangkok in eine Kundgebung geraten. Das war ein Tag vor der grossen Shut Down Bangkok Aktion. Die Stimmung war sehr gelassen und friedlich. Nicht wie bei einem Regierungsumsturz sondern eher wie bei einer Fussballweltmeisterschaft. Die Demonstranten wollen Bangkok zum Stillstand zwingen in dem grosse Kreuzungen und Regierungsgebaeude blockiert werden. Dadurch soll die Regierung zur Aufgabe gezwungen werden. Danach soll es eine nicht gewaehlte Uebergangsregierung geben. Die Aktionen sind gewaltfrei und friedlich ausgelegt. In der letzten Woche kam es zu folgenschweren Vorfaellen. Zweimal wurden Granaten in die Menge der Demonstranten geworfen, Todesopfer und Schwerverletzte waren zu beklagen. Nun bezichtigen sich die Konfliktparteien gegenseitig fuer die Anschlaege verantwortlich zu sein.
Als Reaktion auf die Eskalation der Gewalt wurde von der Regierung der Ausnahmezustand ausgerufen. Das bedeutet das Ansammlungen von mehr als fuenf Personen aufgeloest werden koennen und eine Ausgangasperre verhaengt werden kann.
Da braucht man nur eins und eins zusammenzaehlen. Die Dynamik solcher Konflikte aehneln sich ja irgendwie immer.
Wir waren jedenfalls zu keiner Zeit gefaehrdet. Allen ist offensichtlich klar das das Tourismusgeschaeft nicht zusammenbrechen darf. Inzwischen sind wir in Chiang Mai, das im Norden von Thailand liegt. Hier bekommt man von dem Konflikt ueberhaupt nichts mit. Es gibt manchmal eine Kundgebung der Rothemden, aber da sitzen dann nur ein paar Leute rum.
Wir hoffen fuer die Menschen hier, das sie die Korruption und den Lobbyismus friedlich bezwingen und den Schritt zu einer wahren Demokratie schaffen. Die Hemden sollten bunt sein……..